Rauf-Akademie München

Pressebericht in der AZ vom 29.09.12



 
Interview mit Josefine Gamperling

AZ: Frau Gamperling, Sie sind Tanzpädagogin und geben Kurse im Raufen. Wie passt das zusammen?

JOSEFINE GAMPERLING: Das passt sogar sehr gut zusammen. Denn das Raufen hat nichts mit Schlagen oder Hauen zu tun. In der Rauf-Akademie in München geht es um etwas ganz anderes.

Um was geht es Ihnen?

Raufen ist kein Kampf, sondern ein Spiel. Ein Spiel, bei dem es nicht um Gewinnen geht, sondern um sehr viel Spaß. Es ist eine Möglichkeit, die Energie des eigenen Körpers und die seines Gegenübers auf ganz besondere Art und Weise zu spüren. Man lernt seinen Körper ganz neu kennen und lacht viel dabei. Das ist genauso, als ob Kinder raufen würden.

Sie raufen allerdings nicht nur, sondern kuscheln auch noch. Wie kann man sich das vorstellen?

Einmal im Monat lädt Elisabeth Oppermann, eine der Trainerinnen der Akademie, zu einem Rauf- und Kuschelabend ein. Ich unterstütze sie oft dabei. Der nächste findet am 26. Oktober um 19.35 Uhr im Tanzstudio Ben in der Theresienstraße 132 im Rückgebäude statt. Für 20 Euro kann dort über drei Stunden lang gerauft und gekuschelt werden. Nachdem man sich körperlich verausgabt hat, folgt eine sehr tiefe und bewusste Entspannung. Man lässt los, umarmt und berührt sich, völlig absichtslos und erfährt dadurch eine unglaubliche Entschleunigung. Man befreit sich von dem alltäglichen Stress, Druck und Lärm, lässt seinen Körper sprechen und zur Ruhe kommen.

Das klingt nach einer Mischung aus Kampf, Tanz und Meditation?

Ist es aber nicht. Ich komme selbst aus dem Kampfsport, habe früher Taekwondo gemacht. Aber das Raufen ist eine ganz eigene und besondere Bewegungsform. Man steht beim Raufen nicht, sondern kämpft aus dem Kniestand heraus und versucht sich körperlich aus dem Gleichgewicht zu bringen – durch drehen, drücken und rangeln. Dabei muss man drei wichtige Regeln beachten: Man achtet darauf, dass man sein Gegenüber nicht verletzt, außerdem mit Respekt behandelt und den Kampf beendet, wenn der Gegner „Stopp“ sagt.

Bieten Sie auch noch andere Rauf- und Kuschelabende an?

Wir haben leider keine eigenen Räumlichkeiten. Aber man braucht zum Raufen nicht viel. Im Sommer kann man sich einfach auf einer schönen, bunten Wiese treffen. Im Winter ist ein Dach über dem Kopf natürlich sehr wichtig – in Form eines Raumes, in dem man sich frei bewegen kann oder einer Sporthalle. Da sind wir sehr flexibel und mobil. Wir geben auch Rauf-Kurse für Gruppen, Vereine und an Schulen.

Welche Voraussetzungen muss man fürs Raufen mitbringen?

Keine. Es gibt keine großen Regeln, keine speziellen und komplizierten Techniken. Jeder kann bei uns mitraufen. Kinder können ab acht Jahren mitmachen. Studien haben ergeben, das Raufen die soziale Kompetenz fördert und vor allem die Feinmotorik bei Kindern schult. Zu den Kuschelabenden kommen jedoch nur Erwachsene - ob nun Handwerker, Akademiker oder Studenten. Um die 20 Leute versammeln sich dann…

…und raufen wie die Kinder.

Genau. Das kann ich jedem nur empfehlen. Gerhard Schrabal war 1996 einer der Mitbegründer der Rauf-Akademie. Er wollte und will vor allem Frauen und Mädchen spielerisch an das Thema Kämpfen heranführen, ihnen ihre Stärke bewusst machen und ihr Selbstvertrauen kräftigen. Männer machen beim Raufen allerdings genauso mit. Es ist einfach eine wunderbare Art und Weise nach einem stressigen Arbeitstag abzuschalten und seinen Körper zu spüren.

Interview: Sebastian Schulke
 


www.rauf-akademie.de