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Artikel in der Kronen Zeitung vom 05.08.07
Verführung zur Berührung
von Prof. Dr. Gerti Senger
Je unsicherer die Welt, desto mehr Geborgenheit wird gebraucht. Wer sie
nicht zuhause hat, sucht sie auswärts.
Wann wurden Sie das letzte mal berührt? Von wem? Wie? War es gut?
Leiden Sie unter chronischem Berührungshunger? Oder verkrampfen Sie
sich, sobald Sie Körperkontakt haben? Beides höre ich immer wieder:
"Streichle mich! Bitte! Drück mich. Halte mich wenigstens ..."
Die Reaktion der Kuschelmuffel: "Nicht schon wieder. Das macht mich
nervös. Es kitzelt. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll."
Gestehen wir es: Die wenigsten sind große Berührungskünstler.
Frauen werden zwar gerne berührt, sind aber ihrerseits nicht sonderlich
ausdauernd und einfallsreich, wenn es darum geht, den Liebsten zu
streicheln. Wenn Männer streicheln, sehen sie das oft als Auftakt zum
Sex. Wird dann nichts daraus, machen viele aus ihrem Frust kein
Geheimnis. Enttäuschung auf beiden Seiten. "Du gibst mir keine
Wärme!" sagt sie. "Du erregst mich eben!" sagt er.
Ohne dass es ihnen bewusst ist, haben Streichelfans und
Berührungsmuffel oft etwas gemeinsam - zu wenig Körperkontakt in der
allerfrühesten Kindheit. Allerdings gehen Sie unterschiedlich mit diesem
Defizit um. Der eine jagt der Berührung nach. "Mehr! Noch
mehr!" Der andere beschließt: "Brauch ich nicht." So tut
es nicht mehr weh, wenn man nicht kriegt, was man ursprünglich ersehnte
...
Kaum ein Tierfilm verabsäumt zu zeigen, wie sich Säugetiere
aneinander kuscheln, Fohlen an die Mutter schmiegen, Bärenjungen im Pelz
der Mutter verkriechen. Wir sind Tiere ohne Fell, daher ist auch für uns
Körperkontakt ein Grundbedürfnis. Langusten und Tintenfische haben
dieses Bedürfnis nicht. Der Vorwurf "Du bist kalt wie ein
Fisch" ist gar nicht so unpassend.
„Kein Sex - nur Kuschelenergie“, das ist die Devise der
Kuschelpartys
Im Idealfall wird das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Wärme, Schutz,
Vertrautheit und Sicherheit erst in der Familie und später in einer
Liebesbeziehung erfüllt. Einsamen Großstädtern wird seit kurzem
körperliche Nähe auf "Kuschelpartys" angeboten. Im Internet
wimmelt es nur so von Kuschelportalen, Einladungen zu Kuschelfesten und
Kuschelpartys. Knuddeln, Drücken und Halten mit Menschen, denen man
vorher noch nie begegnete? Warum nicht. Es geht nicht um Sex, sondern
darum, mangels Familie oder Partnerschaft die Geborgenheit und Nestwärme
der Urhorde zu erleben. "Kein Sex - nur Kuschelenergie" - so
lautet die Devise der Kuschelpartys.
Seien Sie glücklich und dankbar, wenn Sie jemanden zum Drücken und
Halten haben, aber belächeln Sie die Kuschel-Konsumenten nicht.
Körperliche Nähe bedeutet nicht nur Geborgenheit und
Berührungsbehaglichkeit, sogar eine heilende Wirkung ist erwiesen. Durch
Neuropeptide wird die Wundheilung beschleunigt, das krankmachende
Stresshormon Cortisol wird heruntergeregelt und die
Oxytozin-Ausschüttung angeregt, die fit und widerstandsfähig macht.
Körperkontakt ist das Vitamin C des Beziehungsmenschen, Urlaub für
die Organsysteme und Antidepressivum gleichermaßen. Berufs-Berührer wie
Friseure und Masseure wissen ein Lied davon zu singen. Natürlich,
gekaufte Nähe ist nicht das Wahre. Aber immer noch besser als gar keine
Nähe. Also: volle Zustimmung! An Sexentzug kann man sich gewöhnen, an
ein Berührungsmanko nicht.
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